Ort: Groß Glienicke, Atelierhaus Panzerhalle (wurde 2007 abgerissen).
Mehr zur Geschichte des Ortes: www.neues-atelierhaus-panzerhalle.de
Als wir Westberliner Kunststudentinnen (Anita Staud, Bettina Schilling, Eva Kohler) das Kasernengelände „Waldsiedlung“ 1992 die ersten Male betraten, mussten wir jedes Mal ein Wärterhäuschen mit Schranke passieren. Der „Wächter“ sah meist fern oder las, denn es gab nicht viel zu tun, wir waren fast die einzigen Nutzer. Eine Friseuse war da noch, die schon den NVA-Soldaten die Haare geschnitten hat, eine Tierpflegepension, vormittags die Realschule Groß Glienicke. Man stellte uns bereitwillig Strom und Heizung an: lieber drei Künstlerinnen, die über ihren Bildern meditieren, als Bierflaschen und Fensterscherben von Motorradheinis wegzuräumen, die ungenutzte Orten gern zu okkupieren drohen. Die Kaserne als Grenzschutzanlage klebte quasi am früher mit Minen durchsetzten „Todesstreifen“, der mittlerweile mit noch sehr kleinen Mischwaldbäumchen bepflanzt war.
Aber dann, ziemlich schnell nisteten sich weitere Künstler ein: Sally Heywood aus England, Linda Simmel aus den USA auf den Spuren ihrer jüdischen Vorfahren, Jörg Schlinke und Dorothea Neumann aus Potsdam, Christine Schlegel aus Dresden. Es wurde so richtig Ost-West, Berlin und Brandenburg, was erst aufeinander stieß, sich dann aber in offensichtlich konstruktivem Mischverhältnis verband. Ja, und auf einmal war auch Herr Otten vom Kulturministerium Brandenburg da – mit der Idee, ein Atelierhaus in der großen Panzerreparaturwerkstatt zu installieren. Zu dieser Zeit befand sich das Gelände noch im Besitz des Bundesvermögensamts und wurde von der Landesentwicklungsgesellschaft verwaltet. Langwierige Verhandlungen gelangen und 1995 hatten wir tatsächlich richtige Mietverträge – bis die Gewobag im Jahre 2000 das Gelände übernahm. Von da an durften wir nur noch Nutzungsverträge auf Betriebskostenbasis in Anspruch nehmen. Die ganze politische Entwicklung wurde kontinuierlich begleitet von künstlerischen Ausstellungsprojekten, die die aktuelle Situation jeweils zu kommentieren schienen. Manche bespielten das gesamte Gelände, die meisten konzentrierten sich aber auf die 1000 qm große Halle des Atelierhauses.
„Hereinspaziert in das Reich der Waffen und Blümchengardinen“ schrieb die Berliner Zeitung 1993.
Anita Staud, Bettina Schilling, Eva Kohler